Tag 5
Wir nehmen heute Abschied von der Loire, begleiten sie aber noch für einige Stunden auf unserem Weg nach Osten.
Es geht bis ins Burgund, zur abgelegenen Burg Guedelon. So weit es möglich ist, versuchen wir direkt am Loire-Ufer entlang zu fahren ....
Das auf dem Weg liegende Wasserschloss von Sully-sur-Loire sehen wir uns kurz von aussen an.
In Gien machen wir einen kurzen Halt um das Schloss und die
nahe liegende Kirche zu besuchen.
Durch ausgedehnte burgundische Wälder
geht es zur Burg Guedelon.
Die Burg Guedelon ist eine weltweit einmalige Besonderheit:
sie ist keine alte Burg - sie ist eine Burg, die sich seit ca. 17 Jahren im Aufbau befindet. Als Forschungsfeld für angewandte Archäologie
wurde das Projekt Ende der neunziger Jahre aus der Taufe gehoben.
Die Burg wird mit Materialien und Methoden des Mittelalters neu gebaut und viele verloren gegangene Handwerkskünste müssen erst mühsam
wieder neu erlernt werden.
Der Burgenbau ist fast völlig autark von fremden Materialien. So gut wie alles, was gebraucht wird, wird vor Ort gewonnen. Sei es der Mörtel,
die Steine, die Ziegeln oder das Bauholz - alles wird vor Ort gewonnen.
Einzig und allein das Roheisen für die Schmiede kommt von ausserhalb. Seit vielen Jahren fasziniert mich diese Baustelle und endlich habe
ich es geschafft, einmal dort hin zu kommen,
Mittlerweile ist Guedelon ein weithin bekanntes Ausflugsziel für die ganze Familie und tausende französische Schulklasssen und die Baustelle
kann ihre Kosten durch die Eintrittsgelder mittlerweile voll alleine tragen.
Zur Einstimmung hier eine kleine Übersicht über die Baustelle und den geplanten Baufortschritt:
Bevor wir zur Burg gehen, machen wir einen Abstecher zum umliegenden
“Dorf”. Dort wird vieles Material gewonnen, das für die Versorgung der
Arbeiter gebraucht wird oder zum Burgbau verwendet wird.
Es fällt sofort auf, dass auf der ganzen Baustelle keine einzige Maschine
verwendet wird. Es herrscht eine ungewohnte Ruhe für eine solch große
Baustelle, einzig der Klopfen der Äxte und der Steinmetzwerkzeuge ist zu hören.
Zimmerleute richten aus Baumstämmen - die von Pferden aus dem Wald gezogen werden - Balken zu oder machen Schindeln
für die Dächer der Wirtschafts- und Nebengebäude.
In einem Gebäude werden Ziegeln von Hand aus Lehm geformt
und für einen späteren Brand im eigenen Ofen getrocknet.
Es gibt eine Färberei für die Stoffe und Anbau der Färberpflanzen
Man soll so essen wie man arbeitet!
Aus diesem Grund werden auch Schweine gehalten, die anscheinend sehr artgerecht gehalten werden und sich sichtlich “sauwohl” fühlen!!
In Burgnähe befinden sich die verschiedensten Werkstätten der Handwerker. Besonders die umfangreich ausgestattete Schmiede hat
mich fasziniert. Von der Werkzeugreparatur bis zur Herstellung vieler tausend Nägel in allen Größen wird hier alles selbst gemacht.
Aus selbst gebranntem Kalk wird eine uralte Mörtelmischung
hergestellt.
In der Steinmetzwerkstatt werden genau behauene Steine z. B. für Fenstersimse, Treppenstufen und Sichtmauerwerk bearbeitet:
.... wer sehen will, welche weiteren Werkstätten es dort noch gibt und wie ein
Burgenbau heute von statten geht, muss die nächste Seite anklicken ...